Wieder da! 🙂

Was ist schlimmer als eine Horde Schlipse in dunklen Anzügen? Eine Horde Schlipse in dunklen Anzügen auf “Business Travel”. Business Travel scheint die moderne Droge der Business Kasper zu sein und Kokain als Selbstwertersatzdroge vollständig überholt zu haben.
Business Kasper reiht sich an Business Kasper, alle an Höflichkeit und Rücksichtslosigkeit kaum zu überbieten.
Klebrig wie ein Prittstift verstopfen sie die Wartebereiche am Flughafen und belegen mind. 2 Sitze mit Ihren diversen Business Kasper Utensilien. Zeitungen werden einfach irgendwo auf den Boden geworfen, wenn das Boarding ausgerufen wird, Ellbogen beim betreten des Flugzeugs uns so weiter, und so weiter. Lemmingen gleich hetzen sie durch die Gänge, riechen übel nach diversen unpassenden und wenig dezenten After Shaves, schmücken sich wie Weihnachtsbäume mit schicken Handys, MP3 Playern und CoffeeToGo. Alles Dinge, die irgendwie nicht zu den doch eher konservativ gestylten Langweilern passen wollen.
Da peppt auch ein brauner Anzug und schlanke braune Slipper nix mehr! Ihr seht dadrin aus wie reingeschossen Jungs! Schuster, bleib bei Deinem Rappen.

Knaller des Tages war der ältere Herr, der mir im Flieger unbedingt das Tablett aus der Lehne fummeln wollte, damit ich ihm den Kaffee nicht über die Hose gieße. Natürlich habe ich durch seine hektische Höflichkeit den Kaffee gleichmäßig auf uns beiden verteilt. Danke auch!

Und wieso starrt Ihr eigentlich immer alle auf meinen Schal? Ja, ich mags nicht kalt am Hals. Und eine Krawatte finde ich ungefähr so kleidsam wie rosa Pömms (ja, ich weiß es wird Pumps geschrieben! Dank an die Liebe!), äquivalent zur Hundeleine und somit diametral meinem Bedürfnis nach Freiheit und Individualität gegenüber stehend.

Wie dem auch sei, Berlin ist immer eine Reise wert. Jedesmal aufs neue inspiriert mich der Geist der Eingeborenen und die spontane Kreativität, die mir dort aus allen Winkeln entgegen strahlt. Da kann auch der Connector F. sagen was er will, ich finde Berlin mehr denn je angesagt. Eine große Scheibe Berlin würde dem Pott jedenfalls gut tun. Und so beschließe ich es mit den Worten von Charly Niessen und Hildegard Knef:

“Berlin, Dein Gesicht hat Sommersprossen
und Dein Mund ist viel zu groß!
dein Silberblick ist unverdrossen,
doch nie sagst du: »Was mach’ ich bloß?«

Berlin, du bist viel zu flach geraten
für die Schönheitskonkurrenz.
Doch wer liebt schon nach Metermaßen,
wenn du dich zu ihm bekennst?

Berlin, du bist die Frau mit der Schürze,
an der wir unser Leben lang zieh’n.
Berlin, du gibst dem Taufschein die Würze,
und hast uns dein »Na und« als Rettungsring verlieh’n.

Berlin, deine Stirn hat Dackelfalten,
doch was wärst du ohne sie?
Wer hat dich bloß so jung gehalten,
denn zum Schlafen kommst du nie.

Berlin, mein Gemüt kriegt Kinderaugen,
und mein Puls geht viel zu schnell,
nimmst du mich voller Selbstvertrauen
an dein verknautschtes Bärenfell.”
© Musikverlag Johann Michel GmbH & Co. KG

Berlin ist “Arm, aber Sexy!”. Vielleicht würde auf diesem Wege der Pott die Armut auch als Chance begreifen können.

Insofern lieben Dank an die Kollegen aus Berlin, die mir den Aufenthalt sehr angenehm gemacht haben. Ihr habt mir gezeigt, das es in unserer Firma noch Inseln gibt, die den “alten Geist” leben.