An diesem Wochenende hat der ESC genau das bekommen, was er gebraucht hat.

Eine richtige Klatsche! 🙂

Ich bin zwar überrascht, das Lordi mit ihrem doch etwas schrägen Auftreten beim GrandPrix gewonnen hat, aber andererseits freut es mich auch.
Zum einen, weil die Performance sauber war, der Sänger auch singen konnte und es eine richtige Band ist, die da auf der Bühne stand. Von daher ist es für jeden Musiker, der auch ein Instrument (Stimme zähle ich ebenfalls dazu) spielen kann, eine wahre Genugtuung was am Samstag Abend passiert ist.

Die Vorgänge rund um den ESC symptomatisch für die verarmte Musikindustrie, die nur noch Monokulturen züchtet. Beim ESC wie beim Radio, den Musiksendern im TV und den CD Verkäufen gehen die Zuhörerzahlen/Verkäufe massiv zurück.

Wer ein Einheitsprodukt verkauft, und das tun alle o.g., muß damit leben, das Märkte irgendwann gesättigt sind. Und dann bleiben die Käufer eben aus. So einfach ist das eigentlich. Wer sein Sortiment dagegen diversifiziert, hat für jeden Käufer und für jeden Trend etwas zu bieten.

Die Qualität der Darbietungen beim ESC war zu 85% auf unterstem Qualitätsniveau, sowohl kompositorisch, als auch stimmlich. Manche waren sicher einfach nervös, viele sind aber auch wirklich keine Sänger, die Ihr Instrument, die Stimme beherrschen. Das Monitoring als Ausrede kann wirklich nicht gelten, die Technik in diesem Bereich ist inzwischen so perfekt, das man direkt im Öhrchen einen perfekten Mix liegen hat. Viele viele Amateure bringen unter xfach schlechteren Bedingungen professionellere Ergebnisse zustande.

Die “Darsteller” der meisten Einlagen waren ebenfalls stereotyp. Viel nackte Haut, viel Silikon, viel blondes Haar, wenig Augenschmaus. Zuviele immer gleiche Tanzeinlagen mit immer ähnlichem Lichtgeblinke, immer wieder der Monroe Wind von vorne unten!!!

Die songs klingen auch alle ähnlich. Simple Dance/Diskobeats, manchmal auch als Reggaeabklatsch verkleidet. Die üblichen Rap oder Folkloreinlagen aus dem osteuropäischen Lager. Sinnlose heile Welt Texte, die keiner mehr hören mag. Irgendwie kopieren sich alle gegenseitig, viele Acts erinnern nicht nur entfernt an Shakira, Kylie, J-Lo und Co. Wie langweilig!
Da fand ich die als Trash verspottete Einlage des russischen Interpreten mit Klavier und Rose eigentlich angenehm anders und originell. Eine Hommage ans Theater, aber das verstehen die B-Klasse Promis aus der deutschen GrandPrix Sendung eben nicht wirklich. Auch sie sind Kinder des Privatfernsehens…

Künstlerisch und Gesangstechnisch fand ich den Opener der Show, der ja leider außer Konkurrenz lief, das einzige Highlight des Abend. Meine Hochachtung für die griechischen Veranstalter, die das TOP Niveau der Performances von der Olympiade halten konnten und unter Beweis gestellt haben, das nicht nur die Franzosen fabelhaftes Theater beherrschen.

Texas Lightning, das sei auch noch gesagt gehörte zu den angenehm anderen Acts des Abend, Jane kann singen, Oli und der Pommes Mann sind eh eine Bank und zur Abwechslung mal kein Gehupfe. Sehr schön und schade, das Publikum im Saal hatte einen der fettesten Applause des Abends parat, aber als Deutscher ist man in Europa oft immer noch der Arsch. Schade eigentlich…Jedoch fanden andere sehr gut Acts, wie z.B. Cosmos oder der irische Beitrag auch nur wenig Gehör. Dabei waren sie einwandfrei präsentiert und auch noch schöne Songs.

Die Stimmenvergabe ist auch so ein Ding für sich. Die Geschmacksnähe der Balkanrepubliken und der ehemaligen russischen Republiken sehe ich nicht als ausschlaggebend, sondern eher den üblichen Nachbarschaftsklüngel. Die Beiträge waren jedenfalls allesamt stereotyp und minderwertig, Lettland (kommt Leute, die Idee mit “we are the winners” war mal was originelles), Littauen und Russland mal ausgenommen. Auch schade.
Letztlich hat eine der besten Darbietungen des Abends gewonnen. Sie war originell, der Song eingängig, die Show “anders”, die musikalische Darbietung top. Alles richtig gemacht!

In diesem Sinne, keep on rocking!!!