Da der Herr L. ja eine neue Rubrik “was mir auffiel” eröffnet hat, möchte auch ich mal was dazu beitragen.

Sonntag wars, die Sonne schien und nicht ganz so weit entfernte Nachbarn luden zum Brunch. So weit alles Top, herrliches Wetter, Prosecco geholt, Kaffee geschlürft und auch ein wenig konvertiert. Die Gäste, alles Akademiker, anscheinend gebildet, jede Menge juristen ein Arzt und ein Robotiker. Und dazwischen ich, der halblinke anarcho-Programmierer, der gerne mal eine Vorlage verwandelt, sprich oft seine Klappe einfach nicht halten kann. Übrigens danke an die Nachbarn, für den Prosecco, lecker Erdbeerkuchen und die vielen Bierchen!!! War schön!

Da drang ein Gespräch an meine Ohren, infolgedessen ich mich sehr zurücknehmen mußte, um die Party nicht zu sprengen.
Der Herr Mediziner quatschte mit der besten Freundin der Frau N. über irgendein Möbelstück und die anhängenden Probleme. Das Möbelstück, es wurde nicht näher definiert, da alle, ausser mir natürlich, wußten worum es geht, war auf alle Fälle eines: schwer und sperrig.

Dem Herrn M. war es zu mühselig das Ding in die Wohnung zu tragen, da er unsicher war ob es überhaupt passen würde. Daraufhin bemerkte die Frau F., das er sich doch einen HartzIV Empfänger für “`nen Euro auf dem Arbeitsamt mieten” könne. Mein Aufmerksamkeits Pegel stieg von vollkommen desinteressiert auf Alarmstufe Doof während die Umgebenden verhalten lachten.

Ich versuchte gelassen zu bleiben und warf gelassen ein, das man sicherlich auch ein paar Studenten für kleines Geld vom Studentenwerk vermittelt bekommen kann. In meinem Freundeskreis eine gern genomme Alternative.

Frau F. warf ein, das die Studenten ja sicher “zu unterernährt” wären und sie da lieber einen “dicken HartzIV Empfänger” nehmen würde. Die Unverschämtheiten, die sie danach noch murmelte gingen leider in der Antwort des Herrn M. unter, der über die Sache anscheinend unbeeindruckt hinwegging.

Just in diesem Moment regte sich in mir der unwiderstehliche Elfmeterinstinkt. Aufgrund der frühen Einnahme von Prosecco war ich allerdings geistig gerade etwas verlangsamt. Mein Verstand war aber noch aktiv, übernahm die Kontrolle und bremste den Instinkt aus, was auch besser so war, denn sonst hätte ich wohl binnen Minuten die Party der Frau N. gesprengt. Und sie kann ja nix für Ihre Freunde…

Liebe saturierte Besserverdiener. Anscheinend schlägt Euch der Wohlstand auf den Verstand im umgekehrt proportionalen Verhältnis. Ich schlage vor, ihr versucht mal 3 Monate vom durchschnittlichen Einkommen eines Hartz IV Empfängers zu leben und dann reden wir weiter. Danach könnt ihr Euch ja wenigstens über die verlorenen überflüssigen Pfunde freuen. Ausserdem nehmen wir Euch in dieser Zeit den 102er LCD, die 10000 € Stereoanlage, den PC, das Handy und den DSL-Anschluß weg. Ebenso Euer Welt-Abo, die Kreditkarte, den Zugang zum Tennisclub und zum Golfclub und natürlich Euer Luxusauto weg.

Und wenn die 3 Monate um sind, dann setzen wir uns nochmal auf die Terasse der Frau N. und reden drüber. Ich glaube, ihr würdet mir dann zustimmen, das die “dicken HartzIV Empfänger” ganz arme Leute sind und in keinster Weise diese abfällige Behandlung verdienen. Jeder Mensch hat eine Geschichte. Auch ihr habt den Keller voller Dreck.

In diesem Sinne…Danke für Ihre Aufmerksamkeit und Grüße an den Herrn L.